Reisetagebuch Guatemala

 

 

1/2.11.96, Freitag

Frankfurt - Chicago - Miami

 Um 5.45 Uhr fällt der Startschuss. Mein Bruder fährt uns nach Frankfurt, ein Stau führt dazu, daß wir in letzter Minute den Flughafen erreichen. Nach 10,5 Stunden Zwischenlandung in Chicago, weiter nach Miami und dann im - sehr leeren - Anschlußflug endlich nach Guatemala-City.

Durch den noch immer währenden Bürgerkrieg gibt es hier nur sehr wenig Touristen, das bekommen wir am Flughafen zu spüren. Wir werden von Schleppern umringt, glücklicherweise finden wir schnell unsere Bekannten Lucy und Salvator Soto, sie sich nun um uns kümmern.

Wir fahren zu ihnen nach Hause und ruhen uns erst mal aus, nach einem langen, anstrengenden Tag.

 

 

3.11.96, Sonntag

Antigua

Antigua war bis zum Großen Erdbeben 1773 die Hauptstadt von Guatemala und ist geprägt von Klosterruinen und Häusern aus der Kolonialzeit. Wir fahren mit Lucy und Salvator dorthin, um erst mal eine Einführung zu bekommen. Unsere Spanischkenntnisse haben leider mehr Lücken als Vokabeln, die Händler, die uns bestürzen, haben es nicht leicht, da wir sie kaum verstehen.

Auf dem Rückweg zum Haus der Sotos zeigen sie uns noch den Markt im kleinen Dorf San Felipe und den Amatitlan-See. Die Landschaft ist herrlich. Im Dorf Amatitlan gibt es heiße Quellen, von dem Hauptgebäude hoch oben in den Bergen haben wir eine herrliche Aussicht.

Gegen Abend sind wir wieder zuhause, unser erster Tag war sehr erlebnisreich.

 

 

4.11.96 Montag

Antigua - San Felipe - Jocostenango

Heute morgen bringt uns Lucy nach Antigua und setzt uns dort aus. Wir wollen erste eigene Erfahrungen sammeln. Wir laufen den ganzen Morgen über die Märkte, kaufen ein und üben "handeln". Diesen Teil des Einkaufens überlässt Peter immer mir. Später fahren wir mit einer Camioneta (einem kleinen, überfüllten Bus) wieder nach San Felipe. Im Bus ist kein Platz, wir halten uns außen fest.

Nach einem netten Dorfbummel, während dem wir auch unsere Spanischkenntnisse vertiefen können, laufen wir zu fuß ins Dorf Jocostenango. Die Einheimischen sind sehr freundlich zu uns und wollen immer mit uns reden.

Gegen Nachmittag geht es wieder mit einem Bus zurück nach Antigua. Hier sehen wir uns eine Klosterruine an. Das riesige Gebäude wurde bei dem Erdbeben fast komplett zerstört, die gigantischen Aussenmauern und die Katakomben sind noch erhalten.

Gegen Abend holt uns Lucy wieder hier ab und wir sind froh, daß alles so gut funktioniert hat.

 

 

5.11.96, Dienstag

Guatemala City - Mixco Viejo

Auch heute morgen führt uns Lucy wieder herum. Sie fährt mit uns nach Guatemala City, wir sehen uns dan Regierungsgebäude an. Die Wachen haben Maschienengewehre in der Hand, so richtige Soldaten haben wir bis jetzt noch nie gesehen - ein mulmiges Gefühl.

Später gehen wir mit Lucy auf den Hauptmarkt in der Stadt. Der Mercado findet in einer Art Tiefgarage statt, die Stände stehen hier so dicht, daß wir uns ständig bücken müssen. Als einzige Touristen werden wir ständig angesprochen - und mittlerweile sin wir auch in der Lage, auf spanisch zu antworten...

Am Nachmittag können wir Salvator dazu überreden, mit uns zu den Maya-Ruinen von Mixco Viejo zu fahren. Die Strecke ist nicht sehr gut, hier gibt es keinen Asphalt. Die einsame Anlage ist sehr gepflegt, die Steinpyramiden stehen auf einer Rasenfläche. Da es wieder nach Regen aussieht, fahren wir recht früh zurück, denn bei Regen ist die Piste auch mit Allrad nicht zu befahren.

Am Abend packen wir die Rucksäcke mit einem mulmigen Gefühl. Die Reiseroute, die ich zuhause optimistisch geplant habe, gibt es auf unserer Landkarte nicht. Sogar Salvator hat bis zuletzt versucht, uns von der Idee abzubringen.

 

 

6.11.96, Mittwoch

Guatemala - Coban

Um 8.30 Uhr geht unsere Tour los. Auf der Ladefläche von Sotos Pick-up (einem Zweisitzer) legen wir die 200 Km bis nach Coban zurück. Wir wissen noch nicht, daß man hier so grundsätzlich reist - öffentliche Überlandbusse gibt es nicht.

Die südliche Sonne röstet uns trotz Sonnenschutz, erst, als uns eine dicke Staubschicht bedeckt, brennt es nicht mehr so auf der Haut.

Unterwegs halten wir in San Pedro Carcha, um "Las Islas" zu besichtigen. Ein großer Wildwasserfluß drängt sich hier durch enge Felsen, überall sind Felsbecken, die zum Baden einladen. Das trauen wir uns dann doch nicht, lieber wandern wir am Fluß entlang und genießen die Landschaft.

Auf der Weiterfahrt haben wir Gesellschaft auf der Ladefläche. Salvator nimmt zwei Einheimische (Indigenas) mit, die uns fleissig ausfragen.

In Coban angekommen setzten uns die Sotos im Hotel "Dona Victoria" ab und fahren zurück. Nun sind wir auf eigene Faust in Guatemala unterwegs. Unser Hotelzimmer ist wunderschön, doch wir werden zum erstenmal mit der Tierwelt konfrontiert. An der Wand über einem der zwei Betten sitzen zwei 15cm lange Nachtfalter. Da ich da wirklich nicht drunter schlafen will, kuscheln wir uns auf einem Meter Breite durch die Nacht.

 

 

7.11.96, Donnerstag

Lanquin

Um 5.45 Uhr gehen wir zur Bushaltestelle, denn von hier aus geht tatsächlich ein Bus weiter nach Osten. Im überfüllten Fahrzeug schaukeln wir über eine Staubpiste durch die Serpentinen. Die schmale Bergstraße flößt uns Respekt ein, oft sehen wir in der Tiefe Autowracks.  

Im Dorf Lanquin wählen wir uns das Hotel "Recreo" aus. Das wunderschöne Holzhaus steht im Regenwald, unsere "Außenwand" im Zimmer ist ein riesiges Moskitonetz, wir haben den Eindruck, mitten im Wald zu wohnen. Einziger Nachteil: hier gibt es keinen Strom.

Zu Fuß machen wir nun auf den Weg zum Naturwunder "Semuc Champey", einige Kilometer außerhalb vom Dorf. Nach einem kurzen Stück Fußweg werden wir von einem vorbeifahrenden Fahrzeug auf der Ladefläche mitgenommen. Der Platz ist eng, wir stehen auf der hinteren Stoss-Stange und halten uns an der Ladeklappe fest. An einer Kreuzung machen wir Fahrzeugwechsel, dann sind wir am Ziel.

Zuerst sehen wir nur die weißen Kalkterassen mit dem wenigen Wasser des Rio Cahabon, der hier überirdisch fliesst. Wir wandern über die schmalen Ränder der Kalkbecken, bis wir zu einem Loch im Boden kommen. Hier stürzt der Fluß durch eine kleine Öffnung  in ein 40m tiefes Erdloch und kommt erst nach einigen hundert Metern wieder zum Vorschein.  Wie genießen die Athmosphäre hier im Regenwald, die Farben sind wunderschön.

Auf dem Rückweg zum Hotel müssen wir weit gehen, bis wir wieder ein Auto finden, das uns mit nimmt. Wieder haben wir nur Außenplätze zur Verfügung, die Ladefläche ist schon voll besetzt.

Als nächstes schnappen wir uns im Hotel unsere Taschenlampe, denn wir wollen uns die große Grotte von Lanquin ansehen. Das 100Km große Höhlensystem ist auf den ersten 300m begehbar. Ein Bewohner des Dorfes schließt und die Tür auf, wirft ein Notstromaggregat an und legt sich dann in die Sonne. Wir müssen die Höhle auf eigene Faust erkunden. Eine Lichterkette gibt schummeriges Licht, die Tropfsteine sind beleuchtet, der Boden leider nicht. Geländer gibts hier nicht, die Taschenlampe zeigt und bodenlose Abgründe. Erstaunt betrachten wir die riesigen Räume unter der Erde, die Tropfsteine sind riesig. Trotzdem bin ich froh, als wir ziemlich verschlammt wieder ans Tageslicht kommen. Den Rest des Abends verbringen wir im Hotel.

 

 

8.11.96, Freitag

Lanquin - Pajal - Raxruja - Sayaxché

Wir packen früh bei Kerzenschein und nehmen um 5.00 Uhr den Bus in Richtung Pajal. Dort an der Wegkreuzung angekommen müssen wir leider zu fuß weitergehen, denn ab hier fährt kein öffentliches Verkehrsmittel mehr. Es ist noch dunkel, doch die kühle Morgenluft ist sehr angenehm. In den Dörfern, die wir durchwandern, werden wir von den Kindern erstaunt angeguckt, von Truthähnen angegriffen. Irgendwann treffen wir einen Mann, der uns Mandarinen schenkt - einfach so.

Nach etlichen Stunden kommt ein Viehtransporter vorbei und nimmt uns mit. Auf der Ladefläche sitzen schon einige Indigenas, erst werden wir prüfend angesehen, doch schnell ist der Bann gebrochen. Die nächsten Stunden lernen wir sehr viel, sowohl an Erfahrungen als auch mit der Sprache. Beim Trampen auf einem LKW sollte man drauf achten, nicht auf der Hinterachse zu sitzen, wenn man auf einer Dschungelpiste unterwegs ist.

Etwa fünf Stunden später kommen wir im Dorf Raxjura an, grau und faltig vom Staub. Hier gibt es kaum Autos, die Bevölkerung reitet auf Pferden. Eigentlich wollen wir hier übernachten, doch nachdem wir uns die kleine Herberge, eine Hospedaje, angesehen haben, wollen wir doch weiter.

Wir stehen nicht lange an der Straße, da finden wir auch schon einen Pick-up, der uns bis nach Sayaxché mitnimmt. Auch diese Piste ist sehr trocken und staubig. Wir werden weitere drei Stunden durchgeschüttelt, dann haben wir das kleine Dschungeldorf erreicht. Unsere Haut ist um einige Nuancen brauner, jedoch nicht von der Sonne, sondern von einem Milimeter Staub! Auch die Haare sind völlig verfilzt und ohne Waschen nicht zu entwirren.

Im Dorf finden wir Unterkunft im Hotel "Guayacan", außer uns wohnen noch zwei amerikanische Archäologen hier. Sie laden uns dazu ein, am nächsten Tag mit ihnen zu den wenig erforschten Ruinen von Ceibal und Aguateca zu fahren.

Später am Abend haben wir ein Gewitter, wie wir noch keins erlebt haben. Wir sitzen auf der Veranda über dem Fluß, als ein Blitz von vorne übers Wasser kommt und mit einem unbeschreiblichen Knall in alle Richtungen explodiert. Allen stehen die Haare zu Berge.

 

 

 

9.11.96, Samstag

Ceibal

Heute morgen stehe ich um 6.00 Uhr auf, um den Sonnenaufgang zu geniessen. Nach dem Frühstück machen wir uns dann auf den Weg nach Ceibal. Zuerst nimmt uns der Hotelbesitzer ein Stück auf seinem Pick-up mit, da er sowieso in diese Richtung fährt. Dann setzen wir unseren Weg zu fuß fort. Der Dschungel wird immer dichter und feuchter, mit der Zeit haben wir mehr Pfützen und Schlamm unter den Füßen als Weg. Irgendwann kommt von hinten ein Auto, ein Geländewagen der Telefongesellschaft Guatel. Wir sitzen auf der Ladefläche, auch hier werden wir bei den tiefen Pfützen komplett geduscht. An der Ausgrabungsstelle angekommen stellen wir fest, daß wir hier die einzigsten Touristen sind - oh Wunder!

Sobald unser Auto hält, werden wir von Tausenden von Stechmücken überfallen und das erste, was wir sehen, ist eine sehr große Vogelspinne direkt vor unseren Füßen. Die Stelen, die wir hier sehen, sind sehr gut erhalten. Peter tritt unterwegs auf einem schmalen Dschungelpfad fast auf eine ausgewachsene Boa, die Schlange ist sehr gut getarnt.

Später gehen wir zum Flußufer, um ein Boot zu finden, das uns zurück nach Sayaxché bringt. Wir müssen ziemlich lange warten, bis wir eine Mitfahrgelegenheit finden, per Anhalter auf Wasserstraßen ist nicht so einfach. Der recht abenteuerliche Rückweg mit einem langen Holzboot mit Außenbordmotor dauert 1,5 Stunden. Den Abend verbringen wir wieder auf der Veranda unseres Hotels.

 

 

 

10.11.96, Sonntag

Sayaxché - Aguateca - Flores

Heute fahren wir mit den Amerikanern zu den Mayaruinen nach Aguateca. Die Fahrt mit der Lancha (Holzboot) dauert eine Stunde. Unterwegs sehen wir Pelikane, Wasserschildkröten und Kaimane.

An der Ausgrabungsstätte angekommen werden wir von einem Archäologen rundgeführt. In zwei Stunden geht es in einem recht hohen Tempo durch den Regenwald. Neben der alten Maya-Festung bekommen wir auch Brüllaffen, Boas und exotische Pflanzen erklärt. Hier sehen wir auch die einzigste, existierende Mayabrücke, die über eine 60m tiefe Schlucht führt.

Am frühen Nachmittag kommen wir wieder in Sayaxché an und wollen heute noch weiter nach Flores reisen. Noch während wir am Packen sind, kommt uns einer der Amerikaner rufen, denn auf der anderen Flußseite steht eine Camioneta. Wir beeilen uns und erreichen in letzter Sekunde den Bus.

Eine Stunde später kommen wir in der Inselstadt Flores an. Hier gibt es einen Busch-Flugplatz, hier sehen wir auch zum ersten Mal Touristen. Erstaunt stellen wir fest, daß die schmalen Gassen tatsächlich asphaltiert sind.

An einem Aussichtspunkt auf einem Hügel treffen wir sogar eine deutsche Reisegruppe, doch die äußern sich negativ über uns Rucksackpack (wir haben uns nicht als Deutsche zu erkennen gegeben) und sehen uns verächtlich an. Lachend gehen wir ins Hotel "Posada Tayasal", nehmen uns dort ein Zimmer und waschen uns erst mal, bevor wir essen gehen.

 

 

 

11.11.96, Montag

Flores - Tikal

Heute morgen nehmen wir ziemlich früh den Mikrobus, um nach Tikal zu fahren. Hier gibt es Touristen, die Straße ist asphaltiert. Als wir in Tikal ankommen, sind wir zuerst enttäuscht: Touristen, wo man hinguckt.

Unser Hotel ist sehr teuer und sehr schmutzig. Die Besichtigung der großen Pyramiden im Dschungel kostet Eintritt, wir sind hier in einem Nationalpark. Wir sehen uns die ganzen Bauwerke an, dann klettern wir auf den Tempel Nummer zwei und setzen uns  über den Baumkronen auf die Plattform, um die Ruhe und Aussicht zu genießen.

Hier treffen wir dann zwei junge Österreicher, die uns fragen, ob wir keine Lust hätten, die Nacht mit ihnen auf dem Dach der großen Pyramide Nummer 5 zu verbringen. Wir sind abenteuerlustig und sagen zu. Auf dem Rückweg zum Hotel sehen wir uns die besagte Pyramide noch an, un den Weg auch im Dunkeln finden zu können.

In der Abenddämmerung machen wir uns auf den Weg. Es ist schon dunkel, als wir die hohen Steinstufen erklimmen. Wir sitzen lange dort oben, lauschen den unheimlichen Geräuschen und sehen Riesenglühwürmchen unten in den Bäumen umherschwirren. Irgendwann hören wir Schritte und sehen den Lichtkegel einer Taschenlampe. Spontan denken wir an Guerilla, Raubüberfall und sonstige schlimme Dinge, die Nerven sind zum Zerreissen gespannt. Unser nächtlicher Gast ist glücklicherweise nur ein Parkwächter, der uns sagt, daß die Übernachtung auf der Pyramide aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt ist - wegen der Raubüberfälle. Da wir auf keinen Fall den langen Weg zum Hotel allein in der Nacht zurücklegen wollen, müssen die die gesamte "Nachtwächterrunde" mitlaufen, bis wir wieder am Parkeingang ankommen. Wir sind über zwei Stunden unterwegs und bekommen eine phantastische Nachtführung, mit Erklärung der Anlange und der Tiere, die wir treffen. Den wunderschönen, langen Abend beenden wir in einem Comedor (kleines Restaurant), wo wir auch dem Nachtwächter einen ausgeben, als Dankeschön.

 

 

 

12.11.96, Dienstag

Tikal - Flores - Poptun

Um 4.30 Uhr stehen wir auf, denn wir wollen uns den Sonnenaufgang ansehen. Wieder gehen wir im Dunkeln durch den Dschungel, streben aber heute Tempel Nummer 3 an. Es ist noch kalt und wir lauschen den Tieren, die den Morgen begrüßen. Leider ist der Himmel bedeckt, wir sehen keine Sonne, als es hell wird. So früh am morgen sind noch keine Touristen da, wir können die Anlage genießen.

Am Hotel zurück packen wir und suchen eine Mitfahrgelegenheit zur Kreuzung von Santa Elena. Ein alter Pick-up hält an, uns stockt der Atem, als wir auf die Ladefläche klettern. Dort sitzen zwei schwerbewaffnete Soldaten, später wird uns klar, daß wir mit der Guerilla trampen. Die Männer sind freundlich zu uns, nach einem interessanten Gespräch verlassen wir sie an der Kreuzung.

Von hier aus gehen wir zu fuß nach Flores, hier gibt es eine Camioneta, die nach Süden fährt.

Der Weg nach Poptun ist so schlecht, daß die Fahrt kein Vergnügen wird. Es regnet, die Piste ist schlammig, an den tiefen Schlaglöchern verliert unser altes Fahrzeug Karosserieteile! Unterwegs müssen wir hinter einem LKW anhalten, der am Berg im Schlamm steckengeblieben ist. Alle Passagiere helfen schieben, nach zwei Stunden ist das Fahrzeug wirklich wieder frei. Mittlerweile ist es dunkel, wir fahren trotzdem ohne Licht. Blind fliegen wir über die Buckelpiste, unser Fahrer macht sich nicht die Mühe, Löcher und Felsbrocken zu umfahren. Als wir Stunden später in Poptun ankommen, ist es dunkel, doch der Busfahrer besorgt uns freundlicherweise ein Taxi, das uns zur Finca Ixobel bringt.

Drei Kilometer später stehen wir mitten in der Landschaft vor einem dunkeln Farmhaus, das Taxi fährt weg. Ich gehe vor, öffne die Haustür und spüre einen harten Schlag auf den Bauch. Es dauert, bis ich sehe, daß ich von einem Tier angesprungen wurde, das nun an mir hängt. Der Raum ist nur mit Kerzen beleuchtet, jemand kommt mir zu Hilfe und zieht das Tier am Schwanz von mir ab. Dieses Kinkajou hat durch meine Tasche in die Mandarinen gebissen.

Als wir uns im Raum umsehen, kommen wir uns vor wie im Schlaraffenland: auf der Anrichte steht ein riesiges Buffett, an einer großen Tafel mitten im Raum sitzen viele junge Reisende.

Auf der ganzen Finca herrscht Selbstbedienung, man schreibt sich auch die Rechnung selbst. Geschlafen wir in Gemeinschaftsschlafhäusern, Strom gibt es keinen. Viele Reisende wohnen schon seit Wochen hier und helfen auf der Farm mit, alle Tiere (Aras, Hunde, Katzen, Pferde, Affen) bewegen sich frei im und ums Haus.

Bevor wir schlafen gehen, benutzen wir das Waschhaus am Ende des Gartens.

 

 

 

13.11.96, Mittwoch

Finca Ixobel

Als wir heute morgen wach werden, regnet es noch immer. Wir frühstücken, dann gehen wir mit anderen Reisenden nach Poptun ins Dorf. Wir laufen eine zeitlang durch die Straßen, doch da es noch immer regnet, gehen wir wieder zurück zur Farm.

Den Rest des Tages verbringen wir damit, die weitere Reiseroute zu planen. Wir wollen morgen mit Bernd, einem Deutschen mit nur einem Arm, weiter nach Süden fahren.

Das Abendessen an der Tafel wird abwechslungsreich, da Affen, Aras und Kinkajou versuchen, das Essen von den Tellern zu stehlen. Später verpacken wir unser Gepäck wasserdicht und bereiten uns auf die Weiterfahrt vor.

 

 

 

14.11.96, Donnerstag

Finca Ixobel - Livingston

Um 6.00 Uhr klingelt der Wecker und kurz drauf sind wir mit zwei Mädels im Pick-up unterwegs zur Hauptstraße, denn dort gibt es eine Bushaltestelle. Wir warten über eine Stunde, doch es kommt kein Bus in Sicht. Da es noch immer regnet, halten wir kurzentschlossen den ersten LKW an, der sich nähert. Die Ladefläche ist mit einer Plane verschlossen, wir müssen von außen drei Meter hochklettern. Für uns kein Problem, Bernd schafft die Hürde mit einem Arm auch mit vereinten Kräften. Die Ladung besteht aus Maiskörnern in Säcken, die nächsten drei Stunden schlafen wir trocken und bequem. An einer Abzweigung biegt unser LKW in die falsche Richtung ab - wir müssen aussteigen. Nach kurzer Wartezeit finden wir einen Öltanker, der uns bis zum Rio Dulce mitnimmt.

Hier finden wir am Ufer einen Bootsmann, der uns nach Livingston fährt. Eine Stunde später kommen wir an, und Peter, der vorher nicht im Reiseführer nachgelesen hat, ich erst mal geschockt: Willkommen in der Karibik!

Das lebendige Abbild von Bob Marley zeigt uns den Weg zu einem Hotel, den Ghettoblaster lässig auf der Schulter tragend. Die Bevölkerung und Lebenseinstellung von Livingston ist afrikanisch. Unser Hotel ist nicht optimal, ich verzichte aus Sicherheitsgründen sogar auf eine Dusche. Nachdem wir unsere Rucksäcke abgelegt haben, ziehen wir los. Im "Bahia Azul" setzen wir uns auf die Holzveranda und trinken kalte Kokosmilch, während wir dem Treiben auf der Straße zusehen. Hier gibt es viele Weiße, die schon vor Jahren hier hängengeblieben sind. Wir können uns nicht vorstellen, wie die Leute hier ihren Lebensunterhalt verdienen, der Tag spielt größtenteils in der Hängematte und abends in den Bars ab. Überall hört man Musik, es wird getrommelt. Wir trinken mit Bernd einige Cervezas (Bier), bevor wir uns recht spät in unsere Baracke zurückziehen.

 

 

 

15.11.96, Freitag

Livingston - Puerto Barrios - Guatemala

Heute morgen fängt unser Tag schon um 4.00 Uhr an. Nach intensiver Kakerlakenjagd möchten wir wieder zurück ins richtige Guatemala. Wir erreichen die Fähre um 5.00 Uhr und brauchen fast zwei Stunden, um über den Golf von Honduras wieder zurück in die spanische Welt zu kommen. Puerto Barrios hat die typische Ausstrahlung eines Grenzortes, wir suchen direkt eine Anschlußverbindung nach Guatemala-City. Diesmal fahren wir sogar mit einem Erste-Klasse-Bus, der uns zum Hauptterminal bringt. Es dauert lange, bis wir den richtigen Anschlußbus gefunden haben, der uns in Sotos Stadtteil Mixco bringt.

Die letzten fünf Kilometer müssen wir zu fuß gehen, dann empfängt uns Lucy an der Haustür. Der Rest der Tages vergeht mit Wäsche waschen - es ist dringend nötig. Wir erzählen unsere Erlebnisse und packen die Rucksäcke um, denn schon morgen wollen wir wieder losziehen.

 

 

 

16.11.96, Samstag

Guatemala - Chichicastenango

Heute morgen fahren uns Sotos hoch bis an die Hauptstraße. Da die Busse mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbeifahren, dauert es wieder lange, bis wir es geschafft haben, eine Aufschrift früh genug zu entziffern, daß wir den Bus auch anhalten können. Irgendwann ist der Bus total überfüllt, wir sitzen zu fünft auf einer Zweierbank. Heute geraten wir in eine Militärkontrolle. Die bewaffneten Soldaten kommen in den Bus und wollen unsere Pässe sehen. Leider haben wir nur die Kopien dabei, mit Hilfe der Einheimischen wird lange diskutiert, bis wir weiterfahren dürfen. In Chichi angekommen gehen wir in die Hospedaje "Salvatore", die unter Travellern einen guten Ruf hat. Das saubere Doppelzimmer hat eine warme Dusche.

Der berühmte Sonntagsmarkt ist heute schon aufgebaut, wir können ohne Touristenrummel einkaufen und bummeln. Das nutzen wir auch voll aus, immer wieder kommen wir mit neuen Tüten ins Hotel. Zum Abendessen setzten wir uns in einem Restaurant in die zweite Etage und sehen dem Markttreiben unter uns zu. Im Dunkeln werden noch weitere Stände aufgebaut, uns gegenüber auf dem Platz steht eine kleine Kirche. Wir sehen zu, wie auf den Stufen Weihrauch- und Blutopfer dargebracht werden, die hiesigen Christen sind noch stark von alten Riten beeinflusst. Neben Jesus werden auf dem Altar auch die früheren Mayagötter verehrt.

Als wir später am Abend in unser Hotelzimmer gehen, ist der Markt komplett aufgebaut.

 

 

 

17.11.96, Sonntag

Chichicastenango - Solola - Panajachel

Heute morgen stehen wir sehr früh auf, denn wir wollen den Markt noch ohne Touristenrummel erleben. Wir haben nur ein Problem: Keine Quetzales (Geld) in der Tasche und die Banken öffnen erst um 9.00 Uhr. Also sehen wir uns den Markt wirklich nur an und flüchten dann vor der Kälte in ein Café, um das Treiben von hier aus zu beobachten. Die Indigenas kommen in ihren schönen, bunten Trachten, alles wimmelt vor Menschen. Als es uns zu voll wird, packen wir zusammen und suchen eine Camioneta, um von hier weg zu kommen.

Der erste Bus, der anhält, ist zum Platzen voll. Wir bekommen einen Stehplatz an der offenen Tür, mal wieder spannend. An der Wegkreuzung Los Encuentras steigen wir in einen kleinen Minibus um, hier ist sogar noch weniger Platz. Wir fahren bis nach Solola, denn hier ist ebenfalls Markt. Im Dorf herrscht ein unglaubliches Gedränge, wir halten uns nicht lange auf und flüchten im nächsten Bus nach Panajachel, einem Städtchen am Atitlansee.

Wir finden gut und günstig Unterkunft in "Mario's rooms", das Zimmer mit Bad ist echt sauber. Hier in Pana ist immer Markt, ein Shoppingparadies mit Traumpreisen. Wir befinden uns im Einkaufsrausch, für uns, für Familie und Freunde und als Geschenke.

Der See ist bekannt dafür, einer der schönsten auf der Welt zu sein, und wir können dem nur zustimmen. Das Wasser ist wunderschön blau und das Ufer ist mit drei gleichmäßigen Vulkanen gesäumt. Den Abend verbringen wir im Sunset-Café, wo wir einen wirklich traumhaften Sonnenuntergang bewundern. Viel später gehen wir zurück ins Hotel und sitzen noch lange auf der Veranda, bevor wir schlafen gehen. Der Abend ist warm und angenehm.

 

 

 

18.11.96, Montag

Pana - San Pedro - Santiago Atitlan - Pana

Die Nacht endet um 7.30 Uhr, wir wollen eine Bootsfahrt machen. Wir finden im Hafen eine günstige Fähre und fahren am Ufer entlang zum Fischerdorf San Pedro. Während wir durch die Gassen bummeln, stellen wir fest, daß hier unheimlich viele Europäer wohnen. San Pedro ist ein Aussteigerdorf am Ende der Welt, nur mit dem Boot zu erreichen.

Auf der Weiterfahrt kommen wir an vielen kleinen Fischerdörfern vorbei, nackte Kinder spielen am Ufer. Santiago Atitlan ist ein größeres Dorf, hier sind die Menschen auf Touristen vorbereitet. Es gibt hier Andenkenstände und die Kinder reissen sich drum, den Touristen die Ware zu verkaufen. Die Bevölkerung hier ist sehr arm, es wird viel gebettelt. In der kleinen Kirche besuchen wir die Statue des heiligen Maximon, der hier mit Alkohol- und Nikotinopfern verehrt wird.

Am späten Nachmittag sind wir wieder auf der Fähre und erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang auf See, während wir zurück nach Panajachel fahren.

Auch diesen Abend sitzen wir wieder in der Dorfbar und lassen den Tag gemütlich ausklingen.

 

 

 

19.11.96, Dienstag

Pana

Heute morgen regnet es, wir bleiben einfach lange im Bett liegen. Zum Frühstück im Zimmer gibt es Minibananen, Brötchen und Erdnüsse. Später gehen wir auf die Bank Geld wechseln und stürzen uns wieder ins Shoppingvergnügen. Wir achten darauf, die Sachen direkt von den Herstellern - meist Indigenas - zu kaufen, um die teueren Zwischenhändler zu übergehen.

Beim Mittagessen in einem Restaurant am Seeufer laden wir einen Bettler zum Essen ein. Dankbar schlingt der alte Mann Unmengen von Tortillas und Hähnchen in sich hinein. Uns fällt auf, hier wird - im Gegensatz zu entwickelten Ländern - nicht um Geld gebettelt, sondern um Essen.

Am Nachmittag treffen wir die Sotos, die sich in einem teueren Hotel eingemietet haben. Während wir Lucy "unser" Panajachel zeigen, bleibt Salvator lieber vor dem Fernseher. Zum Abendessen trennen wir uns wieder, denn wir wollen noch einmal in die gemütliche Bar am Seeufer, während Sotos im Luxushotel speisen. Die Gesprächsrunde mit anderen Rucksackreisenden wird mal wieder sehr lange und gemütlich.

 

 

 

20.11.96, Mittwoch

Pana - Xela

Heute morgen holen uns Sotos von unserer Hospedaje ab. Wir steigen auf die Ladefläche und machen eine Seerundfahrt - die Aussicht von dem hochgelegenen Panoramaweg ist herrlich. Der See sieht am Morgen wie ein Spiegel aus und auch das Wetter spielt mit: die Sonne strahlt von einem blauen Himmel.

Nach zwei Stunden Buckelpiste kommen wir wieder auf der Hauptstraße an, hier trennen sich unsere Wege. Ein Teil unseres Gepäcks fährt mit den Sotos nach Guatemala, wir warten auf einen Bus, der uns nach Quetzaltenango bringen soll.

Nach dreimaligem Umsteigen kommen wir in Xela an - und sind total enttäuscht. Die große, schmutzige Stadt auf 2.300m Höhe ist total in Wolken und Nebel eingehüllt und es ist saukalt.

Auch das Hotel "Casa Kaehler" ist nicht so toll. Unser Zimmer hat kein Fenster und kein Bad. Das Gemeinschaftsbad auf dem Flur ist schmutzig und ohne heisses Wasser, hier wollen wir nicht lange bleiben.

Nach einem kurzen Rundgang durch die Stadt kehren wir zum Hotel zurück, denn Peter fühlt sich nicht gut. Dementsprechend kurz ist auch unser Abend. Peter schläft, während ich nochmal zweifelnd unseren Reiseführer durchlese, indem Xena so gepriesen wird.

 

 

 

21.11.96, Donnerstag

Xela - Pana  

Als wir heute morgen um 8.30 Uhr aufstehen, packen wir und suchen uns einen Bus, um nach Pana zurückzufahren. Ursprünglich wollten wir nach Antigua, doch dort hat es vor einigen Tagen bewaffnete Raubüberfälle gegeben, bei denen Touristen ums Leben kamen.

In Pana angekommen ist das Wetter auch wieder freundlicher, wir haben sommerliche Temperaturen. An diesem Abend spielt im Sunset-Café eine brasilianische Band, wir sitzen lange mit anderen Reisenden zusammen und trinken Cerveza.

Unsere Nachtruhr wird heute empfindlich von einem Moskito gestört, den Peter die halbe Nacht durch jagt.

 

 

 

22.11.96, Freitag

Pana

Wir schlafen so lange, bis uns die Sonnersonne weckt. Den Vormittag verbringen wir mit Bummeln, Stände gucken und Kaffee trinken, am Nachmittag gehen wir in eins der teueren Hotels, um dort am Pool einen Badenachmittag einzulegen. Wie an einem richtigen Urlaubstag liegen wir den ganzen Sachmittag faul in der Sonne und springen ab und zu mal in die kühlen Fluten.

Den letzten Abend in Pana genießen wir auf unserer Veranda vor unserem Zimmer, mit Cerveza und Erdnüssen.

 

 

 

23.11.96, Samstag

Pana - Iximche - Guatemala

Nach einem ordentlichen Frühstück nehmen wir eine Camioneta zurück nach Guatemala-City. Der Bus ist nicht überfüllt, doch leider gibt der Fahrer alles. Wir rasen durch die Serpentinen und müssen in jeder Außenkurve um unser Leben fürchten. Ab und zu müssen wir uns ducken, um Gepäckstücken auszusweichen, die von der Ablage quer durch den Bus fliegen.

An den Maya-Ruinen von Tecpan steigen wir aus. Wir gehen die letzten drei Kilometer bis Iximche, werden aber dann von einem Fahrer mitgenommen, der uns bis zu den Ruinen fährt.

Die Anlage ist sehr gepflegt und wir von den Einheimischen als Erholungspark genutzt. Alles ist sehr sauber und überall sitzen die Leute im kurz geschnittenen Gras und picknicken. Die kleinen Pyramiden sind sehr gut erhalten.

Auch auf dem Rückweg zur Hauptstraße werden wir wieder mitgenommen. Die Camioneta, die wir dort finden, fährt sogar bis kurz vor das Haus der Sotos.  Hier werden wir herzlich begrüßt, heute telefonieren wir auch mal mit Deutschland und geben ein Lebenszeichen von uns. Nach einem ausgiebigen Abendessen gehen wir schlafen.

 

 

 

24.11.96, Sonntag

San José

Heute morgen fällt schon um 7.30 Uhr der Startschuss. Zusammen mit Lucy, Salvator und deren Angestellten fahren wir nach San José an die Pazifikküste. Im Hotel "San Maria del mar" mieten wir uns für den Tag ein - so eine Art Firmenausflug.

Zuerst gehen wir runter an den Strand. Der Sand ist ganz schwarz und sehr fein. Die Wellen sind sehr hoch und im Wasser schwimmen Quallen und viele Pflanzenteile. Peter und ich gehen schwimmen, während die Anderen uns zweifelnd zusehen. Das Wasser ist sehr warm, doch die Strömung ist stark.

Später gehen wir alle in den Pool des Hotels, hier kann man mit dem Getränk im Wasser über eine Mauer direkt ins Meer gucken. Am Nachmittag gehe ich mit Peter wieder zurück zum Strand. Wir mieten uns ein Quad und jagen über den weichen Sand. Peter fährt relativ routiniert, während ich mit der Fußschaltung meine Probleme habe. Jedesmal, wenn ich in einer Sanddüne den Motor abwürge, muß Peter mir helfen, denn ich kann den Kickstarter nicht bewegen.

Zum Abendessen fahren wir in ein anderes Restaurant, später gibt es dann noch Eis in Esquintla. Zurück am Haus der Sotos fühle ich mich total überfüllt und will noch spazieren gehen. Da Peter nicht mit will, binde ich mir einen der Wachhunde an ein Seil und führe den riesigen Schäferhund Gassi. Über meine Sicherheit brauche ich mir keine Gedanken zu machen, die Menschen sind Hunde an der Leine hier nicht gewöhnt und halten Abstand von mir.

Leider ist der Himmel am Abend so bedeckt, daß man den rauchenden Vulkan nicht sehen kann, der vor vier Tagen ausgebrochen ist.

 

 

 

25.11.96, Montag

Guatemala-City

Heute morgen fahren wir noch einmal mit Lucy in die Innenstadt. Wir bummeln nochmal über den Mercado, denn auch Lucy will Geschenke für unsere Familien kaufen. An einem riesigen Gewürzstand decken wir uns tütenweise mit exotischen Gewürzen ein, dann geht es weiter zum Obsthändler. Viele von den angebotenen Früchten kennen wir nicht, wir müssen alle probieren. Später will ich noch in einen Bücherladen gehen, doch die gibt es hier nicht so, wie wir die kennen. Wir stehen vor einer vergitterten Theke, die Bücher sind im Hintergrund. Man muß sagen, was man will, der Angestellte geht suchen.

Es ist für guatemaltekische Verhältnisse schon sehr spät, als wir nach Hause kommen, nach einem schnellen Abendessen gehen wir schlafen.

 

 

 

26.11.96, Dienstag

Antigua

Den letzten Tag möchten wir doch noch in Antigua verbringen, Lucy begleitet uns. Wir sehen uns die Klosterruinen an, von denen es in Antigua viele gibt. Die alte Kirche von "San Fransisco" dürfen wir nicht betreten, denn wir haben Shorts an. Statt dessen bummeln wir durch die Ruinen, von denen viele recht gut erhalten sind. An den wettergeschützten Stellen können wir sogar noch die Wandmalereien sehen. Leider ist hier noch nicht sehr viel restauriert, wie überall fehlt auch hier das Geld.

Nach einem kurzen Besuch auf dem Markt von Antigua fahren wir wieder zurück zum Haus der Sotos. Während das Hausmädchen Carolina das Abendessen kocht, packen wir unsere Koffer, denn heute ist unser letzter Abend.

Nach dem Essen sitzen wir noch sehr lange zusammen. Es ist schon nach Mitternacht, als wir in unser Zimmer gehen.

 

 

 

27.11.96, Mittwoch

Guate - Miami

Heute morgen werde ich auch ohne Wecker schon sehr früh wach, denn mir wird klar, daß wir Guatemala heute verlassen. Es ist erstaunlich, wie schnell vier Wochen vergehen. Nachdem wir nun unzählige Kilometer mit etlichen Verkehrsmitteln gereist sind, wirklich jede Landschaft von Guatemala gesehen haben und auch die Leute etwas kennengelernt haben, müssen wir nun zurück in unseren - eher langweiligen - Alltag.

Wie werde ich es vermissen, mein Trinkwasser jeden morgen aus einem Wasserkanister zu pumpen, jeden morgen durch eine kalte Dusche aufgeschreckt zu werden und in überfüllten Bussen zu stehen - ehrlich!

Nachdem wir am Flughafen ankommen, setzen wir uns mit Lucy noch einmal zum Kaffee zusammen. Der Abschied fällt schwer, wir nehmen viele positive Eindrücke von hier mit.

Im Duty Free kaufen wir noch etliche Pfund Kaffee, dann geht es zurück nach Frankfurt. Hier gilt unsere größte Sorge dem Zoll. Peter überlässt das Gespräch freundlicherweise mir. Ich lächele den Beamten freundlich an und erkläre ihm, daß wir aus Guatemala kämen, nicht zu verzollen hätten und nur einige Reiseandenken im Gepäck. Als der Mann in mein Handgepäck schaut, sieht er glücklicherweise die ganzen Früchte nicht, die ich dort sorglos reingetan habe.

Draußen vor der Tür wartet mein Bruder Mario und erkennt uns fast nicht wieder, so sehr haben wir uns verändert. Wir sind beide tiefbraun, Peter hat eine lange Mähne und Vollbart.

Nach dieser ersten Reise ist uns beiden klar: es kann nur so weitergehen!